Eines ist klar: wir erleben mit der Virusinfektion SARS-CoV-2, kurz Covid-19, in Echtzeit, hautnah und dazu global die erste Pandemie in unserer modernen Welt.
Wir erleben es unmittelbar, jeder und jede von uns, Strassen und Plätze waren bis vor kurzem noch leer, Läden, Restaurants, Theater, Kinos hatten ihre Tore geschlossen. Die aktuellen Lockerungen geben uns zwar Hoffnung auf ein unbeschwertes Leben «nach der Pandemie», doch verdunkeln stets noch beunruhigende Schatten dieses Licht: die mit griechischen Buchstaben benannten neuen Virusvarianten, die Zweifel über die Wirkung der Impfungen, die täglichen Nachrichten über die Folgen der verordneten Massnahmen, Einsamkeit, Beschränkungen der Freiheitsrechte, Verlust der Arbeit … All dies macht mit uns etwas, unser Leben ist geprägt von Unsicherheit, sozialem Druck, Misstrauen und Angst.
Seit ihrem Beginn steht die Corona-Pandemie nahezu vollständig im Mittelpunkt der Berichterstattung, so dass die anderen, ebenso existenziellen politischen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Probleme nur noch am Rand auftauchen. Tag für Tag erreichen uns Schlagzeilen vom immer noch beständig zunehmenden Auf und Ab der Infektionen in den verschiedenen Ländern. Wir sind mit der Pandemie auch einer Infodemie ausgesetzt: der Flut von Meldungen, Meinungen und Deinungen, Halbwahrheiten und schlichtem Unfug, dem wir völlig schutzlos ausgeliefert zu sein scheinen.
Es ist unser Anliegen mit dieser Themenreihe - gemeinsam mit Ihnen - einige Phänomene der Pandemie anzuschauen. Verstehen und fundiertes, differenziertes Wissen sind Grundlagen, sich zu orientieren und Angst und Misstrauen zu überwinden.
Es freut uns, dass diese Reihe im Theater stattfindet. Das Theater war schon immer ein Ort, in dem Geschichten erzählt werden, um zu verstehen, was wir erleben. Das Wort Theater hat seinen Ursprung im griechischen „theatron“, „Ort zum Sehen“. Der Zuschauer kommt ins Theater um etwas zu sehen.
Wir erzählen «Geschichten» der Pandemie und laden Sie herzlich ein, mit uns zusammen in dieses Phänomen hineinzuschauen, um etwas besser zu verstehen, worin wir in diesem seltsamen Weltzustand stecken.
Das Somehuus Sursee lädt ein:
zu einem Filmabend, einem Gespräch mit Elisabeth Bronfen zu ihrem neuen Buch «Angesteckt», zu einem Theaterabend mit Michael Wolf und Julien Kilchenmann zum Thema Seuche in der Literatur und zu einem Einblick in die psychoanalytische Praxis von und mit Lisa Schmuckli.
Regisseur Livio Andreina hat die Reihe kuratiert und führt durch die vier Abende.
Bild aus CONTAIGON
Elisabeth Bronfen
Julien Kilchenmann und Michael Wolf
Lisa Schmuckli
Für weitere Informationen zu den einzelnen Abenden unten anklicken:
oder:
Buchhandlung Untertor
Telefon 041 921 52 51
NOTIZ AUS DEM GRIECHISCHEN
«epi» bedeutet «darüber» und «demos» bedeutet «Volk».
Eine Krankheit, die «über dem ganzen Volk liegt», heisst daher EPIDEMIE.
«pan» bedeutet «alles».
Eine Krankheit, die «über allen Völkern liegt», heisst daher PANDEMIE.